Es war einer dieser späten Septembertage, an denen der Sommer sich hartnäckig hielt. Die Sonne strahlte noch warm auf die Welt herab, doch in der Luft lag bereits ein Hauch von Veränderung. Ich saß auf der Veranda unseres Hauses und beobachtete, wie sich die ersten Blätter an den Bäumen in ein goldenes Gelb verwandelten. Der Sommer war dabei, sich zu verabschieden, und trotzdem konnte ich ihn nicht loslassen.
„Warum fällt es mir so schwer, den Sommer ziehen zu lassen?“ dachte ich und nahm einen tiefen Atemzug, als ob ich die letzten Reste der Sommerwärme in mir aufnehmen wollte.
Der Sommer war für mich immer die Jahreszeit gewesen, in der alles leicht und frei erschien. Die langen Tage schienen endlos, die Abende waren erfüllt von Lachen und Gesprächen, oft bis tief in die Nacht hinein. Der Sommer war wie ein großer, offener Horizont. Ich liebte die Unbeschwertheit, das Gefühl, dass alles möglich war.
Aber nun kam der Herbst, golden und sanft, und brachte eine Art Wehmut mit sich. Die Bäume bekamen ihre prächtigen Farben, die Luft wurde frischer, und doch war da dieses leise Ziehen in meinem Herzen. Es war, als ob ich mit dem Sommer auch einen Teil von mir loslassen musste – den Teil, der sich so leicht und lebendig fühlte.
Ich stand auf und ging ein paar Schritte barfuß über das kühle Gras in unserem Garten. Die Erde fühlte sich feucht und lebendig an, und mit jedem Schritt erinnerte ich mich daran, dass der Herbst nicht nur das Ende des Sommers bedeutete, sondern auch einen Neubeginn. Der Herbst hüllte die Welt in ein goldenes Licht und schuf eine Atmosphäre des Innehaltens. Es war die Zeit, in der die Natur sich auf das Wesentliche besann, bevor der Winter die Stille mit sich brachte.
„Der Herbst hat seinen eigenen Zauber“, ging mir durch den Kopf, während ich ein goldenes Blatt vom Boden aufhob. Es raschelte in meinen Händen, als ich es zwischen meinen Fingern drehte. „Aber warum fühlt es sich trotzdem an, als würde ich etwas verlieren?“
Ich wusste, dass der Winter bald folgen würde – eine Zeit der Ruhe, des Rückzugs. Die Natur würde in einen tiefen Schlaf fallen, sich ausruhen, bevor der Kreislauf wieder von vorne beginnen würde. Der Winter war ein Moment der Stille, der Besinnung. Und dann, wenn die Tage länger wurden, kam der Frühling mit all seiner Kraft. Es war der Frühling, der das Leben zurückbrachte – die ersten zarten Knospen, das Vogelgezwitscher, das Erwachen aus der winterlichen Starre. Alles begann von Neuem, und es gab nichts Schöneres, als den Frühling zu begrüßen.
„Möglicherweise“ überlegte ich „fällt es mir so schwer, den Sommer loszulassen, weil er die Zeit ist, in der alles im vollen Licht steht. Aber ohne den Herbst und den Winter könnte der Frühling nicht so strahlend und neu sein.“
Ich atmete tief durch und lächelte leicht. Der Sommer war schön gewesen, aber jede Jahreszeit hatte ihren Platz, ihren Sinn. Der Herbst war golden, der Winter brachte Ruhe, und der Frühling… der Frühling war das Versprechen des neuen Lebens.
„Es geht vielleicht gar nicht darum, den Sommer loszulassen“, kam mir in den Sinn. „Vielleicht geht es darum, jede Jahreszeit zu umarmen und zu erkennen, dass jede Phase ihren eigenen Zauber hat.“
Mit diesem Gedanken ließ ich das goldene Blatt in den Wind gleiten und ging zurück zur Veranda. Der Sommer war vorbei – aber das Leben, in all seinen Phasen, ging weiter. Und ich war bereit, den Herbst zu begrüßen, mit seiner ganzen Schönheit und Sanftheit.