Bild: pixabay,com (Another_Simon)

Meine Reise nach Oslo

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, altbekanntes Sprichwort! In diesem Fall trifft es auf mich.

Nach einem doch etwas schwierigen Jahr (auch der heiße Sommer machte mir zu schaffen) beschloss ich „ich muss mal raus“.

Ein Angebot „Minikreuzfahrt nach Oslo“ gefiel mir. Alles dabei, Sitzplätze im Zug, Hotelzimmer, Kabinen; nur noch Koffer packen und pünktlich zum Zug kommen.

Dann mal los!

Der Zug war gut besetzt, in Würzburg gab es dann etwas Tumult, da der frühere Zug in Richtung Hamburg ausgefallen war, und diese Reisenden nun alle in „meinen“ wollten. Nach einigem Hin und Her setzte sich der Zug dann doch in Bewegung.

Den Platz neben mir ergatterte eine junge Frau, die, kaum dass sie ihre Sachen verstaut hatte, sogleich zu telefonieren begann. „Nie wieder Deutsche Bahn“ laut und deutlich erklärte sie ihren Zuhörern, und auch den Reisenden um sie herum, warum und wieso, das reinste Drama. Dann hatte sie sich abgeregt, stand aber alle paar Minuten auf, um nach ihrem Mann zu sehen, der einige Meter weiter nur einen Stehplatz bekommen hatte. Sie wollten nach Hamburg, Geschenk von Kollegen zu irgendeinem Jubiläum, erzählte sie mir. Wo ich denn hin wollte? Naja, ich sagte dann nach Kiel und dann mit der Fähre nach Oslo.

„Wahnsinn“, dass Sie sich das zutrauen, und ganz alleine, in ihrem Alter, sie hatte wohl meinen Gehstock gesehen. Respekt! Respekt! Sie arbeitet nämlich in der Geriatrie und kennt sich aus!

Ja, warum denn nicht? Dann erzählte sie mir, wo sie herkam, nämlich aus Rück-Schippach, „den Ort kennt niemand“. „Doch ich kenn Rück-Schippach, ich bin nämlich gebürtig aus Kleinwallstadt, nur ein paar Kilometer entfernt“, sagte ich daraufhin, mir war schon bei der Telefoniererei ihr Dialekt aufgefallen. „Ja sowas, wie klein ist die Welt“.

Dann versiegte die Unterhaltung allmählich, ich las etwas.

In Fulda gab es wieder Gedränge, weil die, die einsteigen wollten, so dicht die Türen belagerten, dass die aussteigenden nicht rauskamen. Als Schaffner, oder besser Zugbegleiter*in muss man schon starke Nerven haben!

Weiter gings. Dann fiel mir auf, dass auf der Anzeigetafel die Haltestellen Altona, Neumünster und Kiel durchgestrichen waren. Eigentlich sollte der Zug bis Kiel durchfahren. Was sollte das? Keine Durchsage.

In Hamburg-Harburg stieg meine Nachbarin aus. Tatsächlich blieb der Zug in Hamburg HBF stehen. Wie sich später herausstellte, hatte der Lokführer hier Dienstschluss und die Ablösung kam nicht. So, also raus, Treppe rauf, nächste Treppe runter, gefühlte -zig Kilometer den Bahnsteig entlang zu einem Bummelzug nach Kiel. Platz gefunden, auch dieser Zug war brechend voll.

In Kiel angekommen, checkte ich mich im Hotel ein, gleich gegenüber vom Bahnhof. Alles gut.

Ich bekam ein Kärtchen fürs Zimmer und Fahrstuhl. Alles klar? Ich fand das Zimmer, ging hinein und der Lichtschalter ging nicht, eine Hotelangestellte zeigte mir wie es geht, nämlich den Schalter etwas herausziehen Kärtchen hineinstecken und schon geht das Licht an! Toll. Dumm war nur, als ich später aus dem Zimmer ging, dachte ich nicht an das Kärtchen, Tür war zu! Naja, schlimm ist das nicht, ich geh halt runter zur Rezeption und kläre das. Ohne Kärtchen geht aber der Aufzug nicht! Naja, geh ich halt durchs Treppenhaus und kläre das. Also ins Treppenhaus runter und was braucht man, um die Türen zu den Stockwerken zu öffnen? Richtig, das Kärtchen.

Schließlich ging ich wieder bis zum dritten Stock und klopfte energisch gegen die Treppenhaustür. Ich hatte Glück, dieselbe nette Hotelangestellte hörte mich und konnte mich befreien!

Sie sagte mir auch, ich hätte bis zum Notausgang (grünes Schild) tief unten in der Tiefgarage gehen können, da bin ich nicht drauf gekommen….

Da frage ich den geneigten Leser, bin ich blöd, oder hätte man mir die Handhabung besser erklären müssen, oder muss ich die Besonderheiten aller Hotels selbst wissen?

Am Abend traf ich mich mit Freunden und Verwandten zu einem gemütlichen Essen. Das war ein schöner Abend und ich freute mich, alle mal wieder getroffen zu haben.

Am nächsten Tag sollte man spätestens 12-13 Uhr am Colorline Terminal sein zum Einchecken. Netterweise fuhren Susi und ihr Mann mich um die Hörn herum zum Terminal. Dort traf ich auf die Reiseleitung. Viele, viele alte Menschen, meist Frauen, mit Stock und auch Rollator. Alle dick eingemummelt, im Norden ist es ja so kalt! Die Halle wurde voll und voller, ich glaubte fast nicht, dass die Fähre wirklich um 14 Uhr ablegen könnte, aber es funktionierte, die machen das ja öfter.  Die Reiseleiterinnen hatten unserer Gruppe vorab die Zimmerkarten ausgehändigt, hier war es ganz einfach: Karte hinhalten, Tür geht auf und fürs Licht gab es ganz normale Schalter. Sehr bequemes Bett, ein großes Bullauge. Bei strahlendem Sonnenschein legten wir ab, durch die Kieler Förde bis zur offenen Ostsee, dann weiter durchs Kattegat und Skagerrak zum Oslofjord.

Um 16 Uhr ein Sektempfang der Reiseleitung mit Erklärungen zum weiteren Verlauf der Reise. Am Abend ein großartiges Weihnachtsessen, alles sehr gut und lecker und eine große Auswahl.

Ich suchte mir auf einem Deck ein schönes Plätzchen, weil ich die Durchfahrt durch die Store Belt Brücke erleben wollte. Das war total spannend, als die ersten Lichter zu sehen waren; mir gelangen ein paar schöne Schnappschüsse.

In der Kabine war es ganz ruhig, keine Motorengeräusche, ich schaltete das Licht aus und sah durch das Bullauge die Lichter an der dänischen Küste vorüberziehen (meine Kabine lag an Backbord), die Positionslaternen von Schiffen und Leuchtfeuern. Das war wunderschön.

Am nächsten Morgen legten wir pünktlich um 10 Uhr in Oslo an, nicht ohne vorher ein üppiges Frühstück genossen zu haben.

Ab gings in bereitstehende Busse zu einer Stadtrundfahrt. Leider war das Wetter trüb und nass. Den Holmenkollen bei Sonnenschein sehen kann ja jeder, aber man hatte leider überhaupt nichts von der fantastischen Aussicht. Der norwegische Reiseleiter erzählte viel über Oslo, die Geschichte von Norwegen und als wir am königlichen Bauernhof vorbeikamen, wo die königliche Familie den Sommer verbringt, erzählte er, dass, wenn die königlichen Kühe nach einem langen Winter im Stall wieder auf die Weide gelassen wurden, viele viele Norweger angereist kämen, um sich die Freudensprünge der Kühe anzusehen.

Interessant war das Fram-Museum. Leider nicht so viel Zeit.

Das Schiff von Polarforscher Fridtjof Nansen, das 1892 gebaut wurde, ausgestellt im Osloer Frammuseum

Den Spaziergang durch einen berühmten Skulpturenpark ließ ich aus, wie viele andere auch. Dann ging es weiter zum Hotel, hier gab es ein anderes System um zu den Zimmern zu gelangen: nämlich auf einem Display vor den Aufzügen eintippen, in welches Stockwerk man möchte (ich war im zehnten) dann wurde angesagt, den Aufzug A, B, C, D oder…nehmen und der Aufzug hielt dann nur im gewünschten Stockwerk. Das funktionierte dann auch.

Der Nachmittag war frei bis zum Besuch des Balletts „Der Nussknacker“ in der Oper.

Ich schlenderte etwas durch die Stadt, (es nieselte) wollte doch ein paar Geschenkle finden, gar nicht so einfach, und die E-Roller flitzen dort genauso wild wie hierzulande.

Schließlich ging ich in Richtung Oper, ein imposantes Gebäude, und wartete dort im Foyer auf meine Reisegruppe.

Ich hatte einen wunderbaren Platz bekommen, 3. Rang 1. Reihe. Was soll ich sagen, es war traumhaft mit Tutu und Spitzentanz, fantasievollen Kostümen und dieser wunderschönen Musik, ein Erlebnis, was ich nicht so schnell vergessen werde!

Nach der Vorstellung machten sich die meisten wieder zu Fuß auf den Weg zum Hotel. Mir war nicht so nach Laufen und überlegte, ein Taxi zu nehmen. Drei anderen Frauen aus der Gruppe ging es wohl genauso, so schlug ich vor, zusammen ein Taxi zu nehmen. Gut, dann Diskussion wer zahlt, die eine hatte keine Kronen, die andere nur Euro. Der Taxifahrer verlangte 300 Kronen für die Fahrt, also würde ich mit Karte bezahlen und die anderen würden mir dann, nach Umrechnen, einen Betrag geben.

Die drei Damen waren schnell im Taxi, halt ich wollte ja auch noch mit.! Nach kurzer Fahrt waren wir schon am Hotel, und da ich nicht mehr in die Lounge wollte, verabredeten wir uns für morgen auf dem Schiff.

Am nächstem Morgen Koffer zu, Frühstück und um 12 Uhr standen die Busse bereit, uns zum Anleger zu fahren. Die Sonne schien und der Fahrer nahm eine andere Route, um uns noch einige Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Oslo ist wirklich eine sehenswerte Stadt.

Die drei Damen sah ich, aber sie sahen mich offensichtlich nicht. Na, die werden schon noch kommen, dachte ich. Oder sollte ich sie ansprechen, aber hatte nicht ich ihnen einen Gefallen getan? Am Abend hatte ich eine rote Mütze getragen, jetzt beim Frühstück keine, vielleicht erkannten sie mich dadurch nicht? Naja. Erst beim Abendessen kam eine der drei: „Sind Sie nicht die vom Taxi?“ Und gab mir 5 Euro. Danke!

Aber ich hatte auch eine sehr sympathische Bekanntschaft gemacht, nämlich Frau Schultheiß aus Berlin! Wir trafen uns bei Frühstück und Abendessen, oder auf einen Kaffee, hatten die gleiche Wellenlänge und Ansichten. Darüber freute mich. Beim Aussteigen waren wir uns behilflich, es ist ja doch immer ein großes Gedränge, jeder möchte als erster an oder von Bord kommen, merkwürdig.

Ich verabschiedete mich von Frau Schultheiß, die zu ihrem Bus musste und ich ja zum Bahnhof. Leider war das Wetter wieder schlechter und der „kurze“ Fußweg über die Hörn zum Bahnhof war dann doch weit, Gepäck, Stock und für einen Schirm hätte man ja gar keine Hand mehr frei, naja. Da könnte sich die Stadt Kiel mal was einfallen lassen!

Die Zugfahrt nach Nürnberg verlief ereignislos, geradezu langweilig, und ich war pünktlich wieder zuhause.

Reise zu Ende.

Über diemitHut

Avatar-FotoIch heiße Ingrid, gehöre zu den Ü-Achtzigern, alleinlebend, nicht immer einfach. Den ganzen Tag mit der Katze reden, das ist nicht so das Wahre. Deswegen ist es wichtig für mich, den Kontakt zu meinen Freunden und Bekannten zuhalten. Über meine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit für den Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe fand ich zu Kiss und zum Kiss-Magazin, jetzt Blog. Ich habe schon immer gerne "gedichtet", meine -zigseitigen Aufsätze in der Schule waren legendär. Meine Geschichten haben oft einen wahren Hintergrund, andere sind einfach frei fabuliert und meine Elfchen sind oft Zwölfchen. Ich liebe meine Tochter! Ich liebe meine Katze! Ich liebe das Leben!