Die weisen Menschen sagen, daß die allerlängste Entfernung zwischen Gehirn und Herz liegt. Was sagt uns das? Was verbirgt sich an den jeweiligen Orten, oder, besser gesagt, was beheimatet der jeweilige Ort? In den bildlichen Darstellungen der Heiligen und Weisen aus verschiedenen Kulturen ist ihr Kopf durch Nimbus erleuchtet oder farblich erhellt. Damit eine gewisse Klarheit darin, womit das Gehirn beeinflußt werden sollte, kann als gegeben gelten.
Den Studien, welche noch im 18. Jahrhundert ziemlich europaweit im umlaufenden Gebrauch waren, können wir entnehmen, daß das Herz dem Blut sehr nahesteht, mit welchem unsere vitale Seele die weitesten Destinationen unseres Körpers erlangt. Dadurch entsteht unser Gemüt.
Wilhelm von Humboldt schrieb angeblich dazu: «so musz er (der mensch) dazu seine organe so harmonisch stimmen … dasz er so vieles als möglich sich aneignen kann, da ohne aneignung kein nahrungsstoff weder in das gemüth noch in den körper übergeht.» Der weit verbreitete Ausdruck „Ich bin… mit Herz und Blut…“ korreliert damit sehr.
Heute spricht man sehr gern über die Gefühle. An Stellen, wo man vor nur 70 Jahren fragen würde, „was denkst du darüber?“, will man fragen „was fühlst du dabei?“ Diese „Eine kleine Nachmusik“ von mir behauptet, daß die zeitgenössische Fragenstellung das Ziel hat, den derart Befragten zu einem emotionsgetriebenen Zustand zu bringen und seine Gefühlsebene damit zu beeinflußen.
Emotionen
Was ist eine Emotion, wie etwa Heiterkeit, Wut, Demütigung? Das Wort greift auf das Wort emoveo/emovere zurück, welches seit einigen Jahrhunderten als ein lateinisches gilt. Während emovere schlichtweg „herausbewegen“ heißen kann, kann emoveo etwas mehr darauf hindeutet, daß es nicht nur nach außen, sondern auch nach innen gehen kann.
Die Wörter emo und anima, amina, âme, “נשמה-neschama“ sind zueinander konsonant und stehen für Gemütsbewegungen, bei welchen die vitale Seele Körperreaktionen wie etwa Hormonen-Ausschüttung und damit auch das momentane Verhalten auslöst. Die weitere Entschlüsselung bekommen wir aus den Buchstaben „נ-nun“: Aufgabe, an der man arbeiten muß; „מ- mem“: Umlauf.
Der zweite Teil „veo, veho“ konnotiert mit „wehen, веять, velo“ und beschreibt eine stochastische, zufällige und unbewußte Bewegung. Das Suffix -tion ist den Wörtern eigen, welche die angelaufenen, angefangenen, endgültig entschiedenen Abläufe bezeichnen, bei welchen „kein zurück“ mehr möglich wäre.
Eine noch weitere Entschlüsselung zum Begriff schöpfen wir aus dem Wort „רֶגֶשׁ-rägesch“, in welchem „רֶגֶ-rg“ für „schnell, sofort, zugleich“ stehen, was man an den Wörtern Erregung, Ärger, rege oder auch Schreck, Verkehr nachvollziehen kann. Das „שׁ-sch“ ist hier: Entflammung, starker Einfluß.
Gefühle
Gefühl ist im Gegensatz zu Emotion immer ein andauernder, wiederkehrender Prozeß, ein Brodeln oder Grübeln, wie etwa Angst, Liebe, Haß, Stolz. Einem Gefühl liegt sehr oft ein Ereignis, eine eigene oder ggf. induzierte Vorstellung, ein egoistischer oder sozialer Imperativ zugrunde. Sprachlich gesehen ist bereits das Wort „Gefühl“ eine verbale Partizip-Substantivform, welche in der Bildung der Passivformen und Vergangenheitsformen vorkommt und auf wiederholende Vorkommnisse, wie etwa Gehalt, Geschäft, Gehirn, Gegebenheit hindeutet.
Eine noch weitere Entschlüsselung zum Begriff „Gefühl“ schöpfen wir aus dem Wort „מַרגִישׁ-margisch“, in welchem die Buchstaben m, r, g, sch dasselbe wie oben beschrieben andeuten, und die Betonung an die zweite Silbe fällt, was einen langsameren Verlauf und eine stillere Äußerung bezeichnet.
Zu den Gefühlen bringen wir uns durch unser unbewußtes Denken immer wieder selbst, als ob wir in unserem einfachsten Gehirnteil einen Eintrag hätten, der das verursacht. Das Wort dazu “רְשִׁימוֹת-reschimot“ bedeutet Listen, Einträge und enthält die Buchstaben „רֹ,שׁ-r,sch“ für Kopf; „מ-mem“ für Umlauf; „ת-taw“ für einen Ursprungspunkt.
Intuition
Außer den Emotionen und Gefühlen gibt es sehr deutlich noch etwas, was unsere Vorgehensweise in komplexeren Vorgängen bestimmt, bei welchen wir unser Gehirn anspornen oder es zumindest nicht nur von unserem Körper und seiner Seele beeinflußen lassen. Die Intuition – unser 6. Sinn – bedarf einer gesonderten Betrachtung.
Rein wörtlich gesehen, kann man vermuten, daß dem Wort „Intuition“ das lateinische Verb „intuere“ zugrunde liegt, welches eine im übertragenen Sinne „von außen eingepflanzte“ Tugend, sprich Kraft, Eigenschaft, Stärke bzw. ein taugliches oder gar vortreffliches Verhalten oder Potential beschreibt. Durch Intuition weiß man etwa auf einmal, wie man sich situationsgerecht am besten verhalten soll und in welcher Form und mit welchem Inhalt „sein Bestes tun“ am meisten angemessen ankäme.
Damit sind wir bereits beim Wort „Inspiration“, welches diese Erscheinung und die „Intuition“ im Neuhebräischen als „אַשְׁרָאָה – aschraa“ beschreibt: 2x „אָ-alef“ für Kraft; „שְׁ-sch“ auch für das „Empfangene von Himmeln“; „רָ-räsch“ für Kopf oder die Rune „ᚱ-reidho“ für (geistliche) Reise. Vgl.: das Englische „rave“ für mentalen Grenzzustand und das Französische „rêve“ für Traum.
Das Finnische gibt uns eine ganze Reihe Entschlüsselungen dazu: Die „Intuition“ wird dort mit „vaisto, vainu, vaisto“ bezeichnet, was den deutschen und russischen Wörtern „wissen, weißt, ведать, видеть (sehen)“ sehr nahestehen. Man lasse sich vom Finnischen nicht abschrecken lassen: Es ist eine ganz normale, gleichberechtigte europäische Sprache, in welcher das Wort „Sprache“ mit dem Wort „Kieli“ (vgl.: dt. „Kehle“) vorkommt.
An diesem drei Beispielen wollten wir veranschaulichen, wie unterschiedlich unser Verhalten und ggf. unser Benehmen von den von uns nicht begreifbaren und oft nicht einmal erkennbaren Seiten beeinflußt werden kann.