Zuhören ist so viel mehr als nur das Wahrnehmen von Worten. Es ist eine Kunst, die von Respekt, Empathie und echter Aufmerksamkeit lebt. In unserer Selbsthilfegruppe „Polio-Gruppe-Franken“ erleben wir immer wieder, wie wohltuend es ist, sich wirklich aufeinander einzulassen. Gerade in herausfordernden Lebenssituationen kann es ein Geschenk sein, wenn jemand da ist, der nicht nur zuhört, sondern auch versteht. Das diesjährige Jahresmotto von Kiss Mittelfranken „MITEINANDER ist JETZT“ bringt es auf den Punkt: Zuhören bedeutet, sich aktiv aufeinander einzulassen, sich gegenseitig zu unterstützen und Verbindungen zu vertiefen. Denn ein echtes Miteinander beginnt genau hier – in der achtsamen Begegnung von Mensch zu Mensch. In unserer Gruppe sehe ich immer wieder, wie Gespräche Trost spenden, Hoffnung geben und Mut machen. Zuhören ist mehr als eine Technik – es ist eine Haltung des Mitgefühls und der Wertschätzung, die unser Miteinander stärkt.
Wie kann man Zuhören trainieren?
Zuhören ist eine Fähigkeit, die wir alle trainieren können. Ich merke immer wieder, dass es einige Schlüsselpunkte gibt, die den Unterschied machen. Aufmerksamkeit bedeutet, sich bewusst auf das Gespräch einzulassen und Ablenkungen zu vermeiden. Geduld heißt, dem Gegenüber Zeit zu geben, ausreden zu lassen und nicht vorschnell zu reagieren. Nachfragen kann helfen, indem wir aktiv prüfen: „Habe ich dich richtig verstanden, dass …?“ Empathie lässt uns die Gedanken und Gefühle unseres Gegenübers nachvollziehen und angemessen reagieren. Eine offene Körpersprache wie Blickkontakt, Nicken oder eine einladende Haltung signalisiert echtes Interesse. Wenn wir uns diese Punkte bewusst machen, kann aus einem Gespräch ein wertvoller Moment gegenseitiger Unterstützung werden.
Gerade in einer Gemeinschaft wie in einer Selbsthilfegruppe ist es wichtig, sich Zeit füreinander zu nehmen. Denn „Miteinander ist jetzt“ bedeutet auch, den Moment bewusst zu leben, präsent zu sein und den Menschen um uns herum echte Aufmerksamkeit zu schenken. Zuhören ist dabei eine Brücke, die Verständnis und Zusammenhalt fördert.
Was bedeutet aktives Zuhören?
Aktives Zuhören bedeutet für mich, nicht nur zu hören, sondern meinem Gesprächspartner auch zu vermitteln, dass ich ihn wirklich verstehe. Ich nutze dafür oft Methoden wie Paraphrasieren, indem ich das Gehörte in eigenen Worten zusammenfasse („Du meinst also, dass …?“). Bestätigende Rückmeldungen wie „Das klingt wirklich herausfordernd“ zeigen, dass ich mitfühle. Offene Fragen wie „Wie hast du dich dabei gefühlt?“ laden dazu ein, Gedanken zu vertiefen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt ist es ein Geschenk, wenn jemand uns mit voller Aufmerksamkeit begegnet. Egal ob in der Familie, im Freundeskreis oder im Berufsleben – aktives Zuhören fördert Vertrauen, vertieft Beziehungen und macht das Miteinander lebendig.
Woher ich das weiß? Ich habe bereits vor Jahren an einem Wochenendseminar über Kommunikation teilgenommen. Das war so lehrreich und hilfreich für meine Gruppenarbeit, dass ich bis heute davon profitiere. Doch nicht nur dort – die Erkenntnisse aus dem Seminar sind auch im privaten Leben von unschätzbarem Wert. Sie helfen mir in zahlreichen Alltagssituationen, sei es im zwischenmenschlichen Austausch, bei Konfliktlösungen oder einfach darin, Gespräche bewusster und effektiver zu führen. Genau das ist es, was „„MITEINANDER ist JETZT““ für mich bedeutet: Die Qualität unserer Begegnungen aktiv gestalten.
Selbstfürsorge beim Zuhören
In unserer Selbsthilfegruppe wissen wir, dass Zuhören manchmal auch anstrengend sein kann. Wenn Gespräche belastende Themen wie Krankheit oder Sorgen berühren, kann das emotional herausfordernd sein. Deshalb ist es wichtig, auch auf sich selbst zu achten. Ich habe gelernt, dass eine bewusste Abgrenzung hilfreich sein kann: Es ist in Ordnung, Gespräche zu pausieren oder um Abstand zu bitten, wenn es zu viel wird. Emotionale Distanz hilft mir, zu erkennen, dass ich nicht jede Last tragen oder jedes Problem lösen muss. Ein guter Ausgleich kann sein, ein unterhaltsames Buch oder einen inspirierenden Artikel, z. B. auf dem kiss.blog, zu lesen, Meditation oder bewusste Pausen einzuplanen oder den Austausch mit anderen zu suchen, um selbst Kraft zu tanken.
Sich selbst Gutes zu tun, bedeutet nicht, andere im Stich zu lassen – sondern langfristig für sie da sein zu können. Ein echtes Miteinander gelingt nur, wenn wir achtsam mit uns selbst umgehen. Denn „MITEINANDER ist JETZT“ heißt auch, dass wir uns selbst nicht vergessen, während wir für andere da sind.
Zuhören als wertvolle Gabe
Das Kiss-Jahresmotto für 2025 erinnert mich daran, dass Zuhören nicht nur bedeutet, füreinander da zu sein, sondern auch, gut für uns selbst zu sorgen. Nur wenn wir uns selbst nicht überfordern, können wir auf Dauer füreinander da sein. Zuhören ist eine wertvolle Gabe – für andere und für uns selbst. Lassen wir uns darauf ein, jetzt und miteinander!