Ich freue mich. Hab noch viel Zeit zum Zeitung durchblättern, mit der Katze den Joghurt teilen, Frischfutter hinstellen, Leckerli verstecken, (sie weiß längst wo die Verstecke sind) und sie merkt wenn ich weggehe, dann will sie immer extra schmusen.
Ist ja noch Zeit. Habe ich alles? Block, Stifte?
Tür fast zu, halt! Die Hörgeräte!
Ich bin ja gut in der Zeit!
Noch wenig Verkehr, hinter dem Plärrer gibt es ein schönes Parkhaus, mein Ziel. Von dort ist es nur ein Katzensprung zu Kiss, von wegen Laufen.
Am Aufzug treffe ich eine weitere Teilnehmerin und wir stellen fest, dass wir „fast“ zu spät sind, huch? Wo ist jetzt die Zeit geblieben?
Das war der Auftakt (mein Weg zu Kiss) zu einer neuen Schreibwerkstatt mit einer neuen Moderatorin, Ilse Weiß.*
Ganz neuer Stil, wir schreiben, was das Zeug hält. Macht Spaß!
Kurze Vorstellungsrunde, bis auf drei kenne ich niemand, stört mich nicht, ich freue mich immer, neue Menschen kennenzulernen. Die meisten lesen ihr Geschriebenes vor und als Bob seine Geschichte vorliest (mein Weg zu Kiss) gibt es einen herzlichen Lacher, nein, nicht über, sondern weil er der dritte ist, der zu spät gekommen ist und das so humorvoll beschrieben hat!
Fällt mir grad ein, so eine Schreibwerkstatt passt ja zu unserm Jahresthema „MITEINANDER ist JETZT“, oder nicht? Den andern aufmerksam zuhören, selbst was vorlesen, das schafft Miteinander!
Eine andere Aufgabe war, über eine Ansichtskarte, die man sich aussuchen konnte, etwas zu formulieren, was einem dazu einfiel.
Schon kommt mir eine Idee: Einen alten Kalender nehmen und anhand der Fotos einen Roman schreiben, oder eher eine Kurzgeschichte, jede/r sucht sich ein Foto aus, es müsste allerdings ein roter Faden durchgehen.
Erfrischende Pausen.
Dann fand ich auch die nächste Aufgabe spannend, einen Gegenstand im Raum aussuchen und ihn erzählen lassen, wozu er da ist, ohne ihn zu benennen. Einige wurden erraten, einige nicht.
Dieses Teil hatte ich mir ausgesucht:
Ich bin total nützlich, wenn nicht sogar das Wichtigste im hier im Raum.
Die Putzfrau verschiebt mich manchmal, aber ich muss immer am gleichen Platz stehen.
Ich stehe so da, bis der Moment kommt, an dem ich gebraucht werde, aber dann muss es schnell gehen. Leider kann ich nicht selbst tätig werden, sondern ein Mensch muss mich bedienen. Dann trete ich in Aktion, danach bin ich allerdings leer.
Gemeinerweise verrate ich jetzt nicht, was das ist.
Bei allen Aufgaben hatten wir eine bestimmte Zeit einzuhalten, was ja auch ganz sinnvoll ist.
Ein Mindmapping mit eigenen Wörtern; oder aus elf vorgegebenen Wörtern eine Geschichte zaubern, das wurden elf total verschiedene Geschichten!
Schwierig war für mich, mich als Haus zu beschreiben in Ich-Form:
Eigentlich bin ich nur Teil eines Hauses. Während meiner ersten Kindheit war ich ein ganzes Haus, ein Traumhaus, alt., krumm aber voller Leben.
Jetzt bin ich ein Teilhaus.
Ich habe große Fenster, klar gegliederte Räume, ein Rückzugszimmer, ganz wichtig. Ich habe aber auch Platz für Besuch.
Es gibt drei Kratzbäume, auch die Katze fühlt sich wohl bei mir.
Ich lege viel Wert auf Bilder an den Wänden und schöne Möbel, die Küche ist nur notwendig.
Manchmal möchte dieses Haus an der Ostsee stehen und da kommt mir die Vorstellung, ich lasse mir Beine wachsen und marschiere los, morgen.
Kleine Pausen mit Plaudern, sich bekanntmachen.
Interessant waren auch die Wörter
Hungertuch
Schwerenöter
Blümerant
Hanebüchen
Man sollte sich von diesen ein Wort aussuchen und dann in einigen Sätzen beschreiben, wie das Wort entstanden sein könnte. Man benutzt ja immer noch diese alten Wörter, ohne deren eigentlichen Ursprung zu kennen. Ilse las uns die Erklärungen dann vor.
Nachdenklich waren wir, glaub ich, alle, als Ilse uns bat , einen Brief an uns selbst zu schreiben, diese behielten wir aber für uns.
Zum Schluss ein ganz simples Elfchen von mir:
Schreiben
Schreib mir
Schreib auf Papier
Schreib mir was Nettes
Schreib.**
Ein schöner Tag, und sehr schön, dass ich dabei sein konnte!
* Dieser Text entstand im Rahmen der kreativen Schreibwerkstatt von Kiss Nürnberg•Fürth•Erlangen im Januar 2025 bei Ilse Weiß (Journalistin und ehemalige Chefredakteurin der Nürnberger Sozialzeitung „Straßenkreuzer“)
** Ein Elfchen ist ein kurzes Gedicht mit einer vorgegebenen Form. Es besteht aus elf Wörtern, die in festgelegter Folge auf fünf Verszeilen verteilt werden. Für jeden Vers wird eine Anforderung formuliert, die variiert werden kann.