Spaziergänge

Ich soll einen Spaziergang beschreiben, hm, ist das nicht langweilig?

Während ich noch so grübelte, kamen mir die vielen anderen Spaziergänge in den Sinn, die ich in meinem Leben schon erlebt und mitgemacht habe.

Schön waren die Spaziergänge, die mein Flensburger Opa machte. Er hielt keinen Mittagsschlaf nach dem Essen, sondern schnürte seine Stiefel und marschierte los. Meistens ging es den „friesischen Berg“ hinauf, also nach Westen, dann oft Richtung Boreasmühle oder Marienhölzung und in weitem Bogen wieder zurück. Manchmal konnte ich mitgehen. Opa war nicht sehr redselig, aber meine Fragen über Bäume und Pflanzen, Land usw. beantwortete er immer sehr genau.  Das sind schöne Erinnerungen für mich.

Was mir nicht so gut gefiel, waren die Sonntagsspaziergänge mit Mutter und Stiefvater. Entweder Richtung Marienhölzung, durch ein Wohngebiet mit vielen Einfamilienhäusern, die oft kritisch von den beiden betrachtet wurden, das war mir einfach peinlich, aber was will man machen, Sonntag ist eben Familientag.

Besser war es, wenn wir mit dem Ausflugsdampfer rüber nach Kollund (Dänemark) fuhren und von dort über den Gendarmenstieg (dieser verläuft auf dem Hochufer an der nördlichen Seite der Flensburger Förde) nach Kupfermühle (Kobbermoelle, Dänemark) gingen. Von dort ging es mit dem Bus wieder nach Hause.

Als Familie, mit Mann und Kind in Kanada, wurden nicht solche langweiligen Spaziergänge gemacht, sondern wir erkundeten die Umgebung Vancouvers (mit Auto) z.B. das Land des Sasquatch, das ist ein Fabelwesen, welches sich am Whizzler Mountain herumtreiben soll, wir fanden Heidelbeersträucher meterhoch, da machte es Spaß zu pflücken. Im wunderschönen Stanleypark von Vancouver wurde es auch nie langweilig.

Als wir dann schließlich in Nürnberg heimisch wurden, gab es natürlich den Tiergarten, den wir oft besuchten und die Pegnitzwiesen, auch mit Fahrrädern. Später dann mit dem Auto Ausflüge in die „Fränkische“. Mir gefällt immer noch so gut der Name der beiden „Berge“ ungefähr gegenüber dem Moritzberg, nämlich der „große“ und der „kleine“ Hansgörgel – wer sich diesen Namen wohl ausgedacht hat?

Aber nun zum Senior*innenspaziergang!

Gut organisiert von Elisabeth und Darja (von Kiss). Wir trafen uns am Neptunbrunnen im Stadtpark. Eine Vorstellungsrunde mit den ca. zwanzig Teilnehmenden. Dann ging es in lockeren Grüppchen durch den Park, Ziel war natürlich das „Parks“ mit seinem schönen, schattigen Garten. Ich ging mit einem Herrn, den ich von früheren Veranstaltungen durch Kiss kannte. Gesundheitsmarkt usw. Gemeinsamkeit war die Suchthilfe, in der wir uns beide lange Zeit engagiert hatten. Zu dumm, ich hätte mir doch jedenfalls den Vornamen merken können – ist das das Alter?? Ab und zu ein Päuschen auf einer Bank und ruckzuck war eine Stunde vergangen. Ich staunte über mich selbst, dass ich das Laufen so gut verknust hatte!

Am Tisch saß ich neben anderen Teilnehmenden, aus anderen Selbsthilfegruppen. Andere Krankheiten, andere Themen, aber die Krankheit war nicht das Hauptthema.

Eine Tischnachbarin hatte z.B. einen sehr schönen Halsschmuck um. Ich fragte sie, was das für ein Stein sei. Sie erzählte von einem Schamanen, den sie wohl mal kennengelernt hatte und ihr Mann erzählte, dass sie beide vor vielen Jahren, als seine Frau noch laufen konnte, in Peru in den Anden gewesen wären. Was das für ein Edelstein war, konnte ich nicht herausfinden, aber der Farbe nach nehme ich an, dass es ein Rosenquarz war.

Dann wurde von den Tischnachbarn kurz erörtert, welches der schönste Park in Nürnberg sei. Man einigte sich auf den Stadtpark.  Kurz kam die Frage auf, ob es sicher sei, nachts alleine durch den Park zu gehen. Bloß nicht! War die Meinung der meisten, außer mir. Denn ich lasse mich nicht einschüchtern. Der Konsens war, es müsse was gemacht werden! Dann verlief das Gespräch im Sande, denn das Essen wurde serviert. Es war vorzüglich, meines asiatisch, vegan; mal was anderes.

Nach einem leckeren Cappuccino verabschiedete ich mich von der Runde, interessant war‘s gewesen!

Aber zurück nach Hause nahm ich dann doch ein Taxi, für diesen Tag, fand ich, hatte ich mein Laufpensum erfüllt.

Über diemitHut

Avatar-FotoIch heiße Ingrid, gehöre zu den Ü-Achtzigern, alleinlebend, nicht immer einfach. Den ganzen Tag mit der Katze reden, das ist nicht so das Wahre. Deswegen ist es wichtig für mich, den Kontakt zu meinen Freunden und Bekannten zuhalten. Über meine langjährige ehrenamtliche Tätigkeit für den Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe fand ich zu Kiss und zum Kiss-Magazin, jetzt Blog. Ich habe schon immer gerne "gedichtet", meine -zigseitigen Aufsätze in der Schule waren legendär. Meine Geschichten haben oft einen wahren Hintergrund, andere sind einfach frei fabuliert und meine Elfchen sind oft Zwölfchen. Ich liebe meine Tochter! Ich liebe meine Katze! Ich liebe das Leben!