Das nachfolgende Interview wurde erstmalig veröffentlicht im kiss.magazin, Ausgabe 13 (2018) zum Kiss-Jahresmotto „Gemeinsam lachen, tanzen, feiern“. CI steht für Cochlea-Implantat, eine Hörprothese für Gehörlose und Ertaubte, deren Hörnerv als Teilorgan der auditiven Wahrnehmung noch funktionsfähig ist, sowie für hochgradig Schwerhörige, bei denen die Versorgung mit einem Hörgerät nicht mehr ausreichend ist.
Worauf achten Sie, wenn Sie eine Feier planen? Ist Musik ein Thema dabei?
Ja, Musik ist auch für mich als Schwerhöriger (bimodal HG-/CI-Träger) ein Bestandteil einer Feier/Party. Allerdings versuche ich es meistens so zu lösen, dass es stets einen Bereich mit Musik und einen ohne gibt, sodass man die Wahl hat. Selbst im Musik-Bereich läuft dann eher ruhigere und entspannende Musik (Lounge-/Chillout-Musik), um die Höreinschränkungen möglichst gering zu halten. Ist eine Trennung der Bereiche aufgrund der räumlichen Situation nicht möglich, so vereinbaren wir meistens, dass ab einer bestimmten Uhrzeit nur noch Musik (zum Tanzen) gespielt wird.
Welche Art von kulturellen Veranstaltungen (z.B. Kino, Museum, Konzert) besuchen Sie? Was ist die Voraussetzung, damit Sie teilnehmen?
Ich bin grundsätzlich jeder Art von kultureller Veranstaltung (z.B. Poetry-Slam, Kabarett, Theateraufführungen, Kino, Konzerte) gegenüber aufgeschlossen, auch auf die Gefahr hin, dass mir als Schwerhöriger möglicherweise einige Details entgehen könnten. Da ich in den seltensten Fällen die örtlichen Gegebenheiten beeinflussen kann, versuche ich zumindest bei denjenigen Veranstaltungen, die auf einer Bühne stattfinden, wie z.B. Lesungen, Poetry-Slams oder Theaterstücke, mir einen Platz möglichst weit vorne zu sichern. Als Schwerhöriger verstehe ich weiter vorne schließlich mehr von dem gesprochenen/gesungenen Text als in der letzten Reihe.
Umso angenehmer finde ich es, wenn z.B. bei Führungen in Museen oder bei einigen Kinos eine barrierefreie Teilnahme (mit FM-Anlage) ermöglicht werden kann, da es für mich ein deutlich entspannteres Zuhören bedeutet. Wird eine solche Unterstützung angeboten, nehme ich sie gerne wahr. Ich scheue aber auch nicht davor zurück, nachzufragen, ob eine solche Anschaffung möglicherweise geplant ist.
Haben Sie schon einmal ein Konzert oder Festival besucht, bei dem die Musik in Gebärdensprache gedolmetscht wurde? Wie haben Sie das empfunden?
Die Konzerte, die ich bisher besucht habe, fanden allesamt ohne Gebärdendolmetscher statt. Jedoch habe ich schon in mehreren Dokumentationen und Berichten davon gehört. Ich finde es schön, dass Gehörlose und Ertaubte auf diese Art und Weise einen besonderen Zugang zur Musik geboten bekommen.
Und wie feiern Sie eigentlich am liebsten?
Man muss die Feste (so) feiern, wie sie fallen. Und das kann mal laut oder mal leise sein. Mal in kleiner, dann aber auch wieder in größerer Runde.
Vielen Dank!